2.Tag: 31. Juli 2019 – „Walking … down the streets… we are walking… - in den Straßen von Gamla Stan“

 

Der Morgen begann mit leicht bewölktem Himmel und einem super-leckeren Frühstücksbuffet. Die kulinarischen Köstlichkeiten des vorigen Tages hatte so manchen schon neugierig auf das Frühstück gemacht – und natürlich blieben auch hier keine Wünsche offen. Sogar koffeinfreier Kaffee – für schwedische Verhältnisse äußerst selten und ungewöhnlich – wurde am Buffet gefunden, so dass alle Sängerinnen und Sänger gut gestärkt mit der zweiten Probeneinheit in den Tag starten konnten.

 

Merklich konzentrierter und intonatorisch sicherer ging es ab halb 10 im Probenraum „Athena“ weiter – für den ein oder anderen stellte der Weg dorthin eine große Herausforderung bezüglich der räumlich-visuellen Wahrnehmung und Orientierung dar. Nachdem aber alle sicher ihren Platz gefunden hatten, startete unsere Chorleiterin energisch mit dem Einsingen. Die Probe war schweißtreibend – auch Timo brauchte zwischendurch ein Glas Wasser. Dies brachte unsere Dirigentin etwas aus dem Konzept. Mit den Worten „1/4 des Tenors fehlt!“ schaute sie fragend in die Runde. Daraufhin kam es aus den Reihen des Tenors: „Wir sind 5 Tenöre … aber du bist ja auch Musikerin und nicht Mathematikerin!“ Auch der Bass hatte an der ein oder anderen Stelle des Stückes „Herren är min herde“ ziemlich zu knapsen, da die Chorleiterin vehement forderte: „Ihr sollt so atmen, wie ich atme – aus einem Mund – sonst könnt ihr die ganze Stelle vergessen!“ Nicht weniger anstrengend war die Probe des Stückes „Sure on this shining night“. Mehrfache Wiederholungen waren gefordert, bis unsere Dirigentin annähernd zufrieden war. Auf ihr Forderung „Sagt mal alle „whole“!“ gab der Chor sein Bestes. Ergebnis war das Lob „Ihr könnt das doch! … Warum macht ihr es nicht???“ Auch hier hatte es der Bass einmal mehr ganz besonders schwer. Nach durchaus berechtigter Kritik der Chorleiterin („Immer diese Widerworte!“) forderte sie die Sänger auf: „Ihr sollt hauchen, so wie ein leichter sanfter Wind aus dem Norden!“ Darauf hin Peter: „Das gibt es ‘net!“ Auch Andrei, unser Pianist, hatte so seine Differenzen mit den mehrfachen Wiederholungen zur Einstudierung des entsprechenden musikalischen Ausdruckes bei diesem Stück. Als der Anfang dann (endlich) passte und alle auf das Weitersingen eingestellt waren, brach er verzweifelt ab – „Ich trau mich nicht mehr…. Nicht, dass ich das verlerne hier auf dieser Reise!“ Daraufhin unsere Dirigentin trocken: „In diesem Falle musst du (weiterspielen)!“ Abschließend konnten sich alle dann doch noch über ein Lob freuen: „Ja, das ist vielversprechend!“

 

Nach der Probe begann das Abenteuer „Stockholm erkunden – mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß“. Die Organisatorinnen teilten sich auf – eine „Laufgruppe“ entschloss sich zur nahe gelegenen Tunnelbana-Station Skärholmen zu laufen, um dort in die rote Linie Nr. 13 Richtung „Ropsten“ einzusteigen, eine zweite Gruppe fuhr zunächst eine Station mit dem Bus und dann mit der Tunnelbana weiter. Erste Hürden wie das Einsteigen und Einlesen der Karten im Bus (Ticket auf das blaue Feld legen J) oder das Durchgehen an der Sperre der Tunnelbana wurden erfolgreich genommen, so dass alle sicher an der Haltestelle „Gamla Stan“ ankamen, dem Kern der Altstadt Stockholms. Bei dieser Gelegenheit stellte sich heraus, dass alle rabattierten Karten durch das SL-Ticketcenter falsch (mit 72 Stunden anstatt 7 Tagen) aufgeladen worden waren, jedoch für alle Karten die Kosten für 7 Tage berechnet worden waren. Dies führte dazu, dass sich das Organisationsteam erneut auf den Weg Richtung Ticketcenter am Sergelstorg machte, um alles korrigieren zu lassen. Wie sich zeigte, wurde daraus eine größere Sache. Der Fehler lag auf Seiten des Ticketcenters – die Angestellte Nicoletta musste am Ende alle Tickets neu aufbuchen, der Chef des Ladens stand kontrollierend dabei und die beiden Organisatorinnen seitens des Chores ließen sich gut gebrühten schwedischen Kaffee schmecken.

 

Die Chor-Crew hatte währenddessen einen zweistündigen Spaziergang durch die Altstadt Stockholms vor sich. Unter qualifizierter Leitung der Stadtführerinnen Alexa Törnblom und Benedikta Lagervret ging es in zwei Gruppen los. Zum besseren Verständnis hatte jede/r Teilnehmer/in ein Quietvox-Gerät (Speaker) bekommen. Den Rückmeldungen aller Teilnehmenden nach, war dies sehr angenehm, man konnte den Erzählungen der Stadtführerinnen konzentriert folgen und auf diese Weise sehr viele Informationen mitnehmen:

 

Die Stadt Stockholm ist Hauptstadt Schwedens und größte Stadt Skandinaviens. Sie ist Residenz des Königspaares, Sitz der Regierung und eines katholischen Bischofs. Man findet hier mehrere Universitäten und Hochschulen, ein breites kulturelles Angebot und ausgezeichnete Einkaufsmöglichkeiten. Mit zahlreichen prachtvollen Bauten zählt Stockholm zu den schönsten Hauptstädten Europas. Liebevoll wird es häufig auch das „Venedig des Nordens“ genannt.

 

Stockholm liegt an der Mündung des Mälarsees in die Ostsee, verteilt auf 14 Inseln, die mit mehr als 50 Brücken verbunden sind. Der Küste vorgelagert liegen rund 24 000 größere und kleinere Inseln, die Stockholmer Schären – der größte Schärengürtel Schwedens. Stadtgründer war Birger Jarl, der hier um das Jahr 1250 eine Festung erbauen ließ. Stockholm entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einer wichtigen Handelsstadt, was auch durch Verträge mit der Hansestadt Lübeck gefördert wurde. Die Hanse kontrollierte den schwedischen Überseehandel vom 13. bis ins 17. Jahrhundert. Im Jahre 1634 wurde die Stadt Hauptstadt Schwedens und im Verlauf des 19. Und 20. Jahrhunderts entstanden neue Industrien und die Bevölkerung wuchs stark an. Heute leben im Großraum Stockholm etwa 1,6 Millionen Menschen.

 

Den ursprünglichen Stadtkern Stockholms bilden die Inseln Stadsholmen, Riddarholmen (mit der Riddarholsmkyrka, der Grabeskirche der Könige) und Helgeandsholmen. Auf „Gamla Stan“ (Insel Stadsholmen) befinden sich besonders viele prachtvolle Gebäude und idyllische, enge Gassen mit Geschäften und Restaurants, Cafes und Kneipen mit Livemusik (z.B. Jazzkneipe „Stampen“ oder mehrere Irish Pub’s). In der Stora Nygatan (Große neue Straße) reihen sich Souvenirläden eng aneinander, aber auch Galerien und Läden, die traditionelles skandinavisches Handwerk anbieten, finden sich hier. Der Rundgang führte die Chormitglieder über den Stortorget (Großer Marktplatz), vorbei an der Tyska St: Gertrud Kyrka (Deutsche Kirche), die in Backsteingotik erbaut und einst das Gotteshaus der deutschen Kaufmannsgilde war, zur Storkyrkan, dem Stockholmer Dom. Er befindet sich südwestlich des Schlosses und ist die älteste Kirche der Stadt. Sie wurde 1306 geweiht und ist die Krönungskirche der schwedischen Monarchen. Auf Stadsholmen liegt außerdem das Königliche Schloss, Kungliga Slottet,  einer der bedeutendsten Barockbauten Nordeuropas. Es besitzt u.a. mehr als 600 zum Teil prunkvolle Räume und eine Schatzkammer mit den Reichsinsignien sowie Königskronen, Schwertern usw.

 

Gemeinsamer Treffpunkt und Start zur weiteren Stadtrundfahrt mit dem Bus war das Stadshuset, das Rathaus der Stadt, mit der goldenen Kugel auf dem Turm bereits von Weitem gut zu erkennen. Es befindet sich an den Ufern des Mälarstrandes, hinter dem „Strömmen“, der den Übergang von Ostsee (Salzwasser) zu Mälarsee (Süßwasser) darstellt. Hier im Strömmen lebt eine besondere Heringsart, der „Strömming“. Aus diesem Fisch wird traditionell das Gericht „Surströmming“ zubereitet, sauer eingelegter vergorener Fisch. Eine sehr spezielle schwedische Delikatesse…

 

Das Stadshuset befindet sich auf der Insel Kungsholmen. In den Sälen findet das jährliche Bankett zu Ehren der Nobelpreisträger statt, im Anschluss an die Verleihung der Nobelpreise im Konzerthaus. Vom Stadshuset aus ging es für die Chorcrew mit dem Bus weiter. Die Fahrt führte sie zu weiteren besonderen Orten der Stadt: Östlich der Altstadt erkundete man die grüne Insel Djurgården, die einst das königliche Jagdrevier darstellte. Kungliga Djurgården, ein großer Park mit Wäldern, Kanälen und Stränden zählt heute zum einzigen Stadtnationalpark der Welt. Auf Djurgården befinden sich u.a. das Nordische Museum, Junibacken (das schwedischen Märchen und Kindergeschichten gewidmet ist), das 2018 eröffnete Museum „Vikingaliv“ (Wikingerleben), das ABBA-Museum, „Skansen“ und der Vergnügungspark „Grönalund – Tivoli“, 1883 als einfacher Vergnügungsbetrieb gegründet, mit 7 ineinander verschlungenen Achterbahnen, 3 Free-Fall-Türmen und zusätzlichen Rundfahrgeschäften auf einem gerade mal 5 Hektar großen Gelände direkt an der Ostsee gelegen. Zusammen mit der direkten Lage am Wasser und einem traumhaften Blick auf die Stadt Stockholm ist der Park mit Sicherheit einer der interessantesten weltweit. Besonders ist hier auch das Ticketsystem – alleine der Zugang zum Gelände kostet bereits Eintritt. Wer die Fahrgeschäfte nutzen möchte kann sich verschiedene „Fahrbänder“ kaufen oder ein Fahrband für unbegrenzte Fahrten, so dass einem ganztägigen Vergnügen nichts mehr im Wege steht.

 

Vorbei am großen Kaufhaus „NK – Nordiska Kompaniet“ und Kungsträdgården führte die Fahrt nach Östermalm, entlang der beliebten Markthalle Östermalms Saluhall. In dem schon von außen sehenswerten Backsteingebäude gibt es ein schier überwältigendes Angebot an Obst, Gemüse, Käse usw., außerdem mehrere Restaurants und zahlreiche Händler, die frischen und geräucherten Fisch anbieten. Weiter ging es zum Szeneviertel „Södermalm“ mit einem Fotostopp beim Aussichtspunkt „Fjällgatan“ und durch das Diplomatenviertel. Unterwegs wurde - zur Freude aller Mitreisenden – das traditionelle schwedische Gebäck „Canelbullar“ (Zimtschnecken) verköstigt – hmmm… lecker! Endpunkt der Stadtrundfahrt war wiederum die Haltstelle „Gamla Stan“. Von dort aus brachen die  Sängerinnen und Sänger in Kleingruppen auf, um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen – perfekt ausgestattet mit neu aufgeladenen SL-Tickets! Das Team der Organisatorinnen fand zu später Abendstunde noch den Weg in O’Connels Pub, um bei Livemusik und einem Glass Guiness den Tag Revue passieren zu lassen und – wer hätte es gedacht – zum Abschluss noch eine Probeeinheit zu absolvieren: „Africa“ live mit einem Dutzend weiterer Gäste. J Spaß gemacht hat’s! J