6. Tag: 04. August 2019 – Ein herzliches „Välkommen“ in der Deutschen St. Gertruds Kirche auf Gamla Stan und der Abschied aus einer Stadt, die alle begeistert hat.

 

Heute begann unser Tag bereits um kurz nach 7 mit dem Frühstücksbuffet und – bei dem ein oder anderen – mit müden und traurigen Augen. Auch der Himmel schien zu spüren, dass der Abschied und das Ende der Reise nicht mehr weit war – so ließ er seinen „Tränen“ in Form von Regen freien Lauf. Schnell waren die Koffer gepackt und im Gepäckraum verstaut. Gemeinsam machte man sich mit Bus und Tunnelbana (dieses Mal eine neue Route: Linie 14 Fruängen) auf den Weg zur Deutschen Kirche in Gamla Stan. Einmal mehr bedeutete dies für die Chor-Crew: „We are walking… down the streets… we are walking!“

 

Die Deutsche St. Gertruds Gemeinde wurde als erste deutschsprachige Gemeinde im Ausland und innerhalb der schwedischen Kirche im Jahr 1571 gegründet. Die Gottesdienste fanden damals in der ehemaligen Klosterkirche der Franziskanermönche auf dem heutigen Riddarholmen statt. Einige Jahre später zog die Gemeinde um ins Haus der früheren St. Gertruds Gilde, das zwischenzeitig zu einer Kapelle ausgebaut worden war. Nach 1600 wurde die Kapelle zur Kirche erweitert. Im 17. Jahrhundert ist die Deutsche Kirche ein Zentrum europäischer Kirchenmusik, eng verbunden mit dem Wirken der Musikerfamilie Düben. Noch heute befinden sich in der Kirche zwei Orgeln: die Düben-Orgel (benannt nach dem Organisten und Kapellmeister am königlichen Hof) und die Juno-Orgel (benannt nach ihrem langjährigen Aufenthaltsort außerhalb der Kirche im Quartier „Juno“).

 

In der Deutschen Kirche wurden wir von Birgit Heinz, der Küsterin, sowie Kantor Michael Dierks und der Pastorin herzlich begrüßt und konnten gleich mit der Aufstellung (direkt unter der Königsloge) und dem Einsingen beginnen. Gemeinsam mit Kantor Dierks übten wir im Anschluss an die Probe unserer Stücke noch die – für eine evangelische Kirche ungewöhnlichen – gesungenen Akklamationen und Antwortgesänge, sowie die Choräle. Es wurde ein sehr schöner, von Musik getragener Gottesdienst. Einmal mehr beeindruckte der Chor mit der Interpretation des Psalms 23 „Herren är min herde“ Pastorin und Gottesdienstbesucher. Mit „Lobe den Herren“ und „Bahnt einen Weg unserm Gott“ folgte der Lobpreis Gottes und seiner Schöpfung. Mit dem fröhlichen „Siyahamba“ brachte der Chor die Freude und Impulsivität afro-amerikanischer Musik in den Norden. Begeistert nahmen die Gottesdienstbesucher den Rhythmus auf, so dass man singend und klatschend den Gottesdienst beschloss.

 

Im Anschluss an den Gottesdienst war die Chor-Crew zum traditionellen „Kirchencafe“ im Gemeindezentrum eingeladen. Dort saß man noch gemütlich zusammen und ließ das Erlebte Revue passieren – doch Halt, nicht alle! Ein paar Wagemutige hatten sich gemeinsam mit Kantor Michael Dierks auf den Weg nach oben gemacht, hoch hinauf auf den 96m hohen Glockenturm der Deutschen Kirche, in dem sich das weltbekannte Glockenspiel befindet. Dieses besteht aus 37 Glocken und wird in der Regel einmal pro Woche durch den Organisten der Gemeinde manuell gespielt. Heute machte Michael Dierks eine große Ausnahme: Extra für uns spielte er u.a. „Lobe den Herren“, „Moonlight Serenade“ und „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ auf dem Carillon! Wir waren begeistert – auch wenn die Glocken schon sehr laut, die Höhe des Turms respekteinflößend und der Weg hinauf sportliche Leistungen erforderte!  Belohnt wurden wir - neben des schönen Spiels - mit einem atemberaubenden Blick über die Stadt – und wie als hätten wir es bei Petrus bestellt, so verschwand das Grau des Himmels und die Sonne brach sich ihren Bann durch die Wolken.

 

Doch auch die schönste Chorreise geht einmal zu Ende und so nahm die Chor-Crew schweren Herzens Abschied von ihrer Chorleiterin, die sich wieder mit dem Zug auf die Heimreise begab. Uns brachte der Charterbus sicher an den Flughafen Arlanda – wenn auch mit drei Koffern mehr als nötig. Da im Hotel der Kofferservice vergessen worden war, musste es schnell gehen und somit kam es zur wundersamen Koffervermehrung – ein Problem, mit dem sich wohl der Busfahrer im Anschluss noch auseinandersetzen durfte … Wir bestanden tapfer den Kampf mit den Check-In-Automaten, so dass am Ende alle ihre Boarding-Card erfolgreich in Händen halten konnten. Das Gepäck wurde mit Unterstützung einer freundlichen Servicekraft von SAS am Bagage-Dropp-Off-Counter abgegeben und los ging es durch die Sicherheitskontrolle zum Gate – dieses Mal mit dem Bus hinaus aufs Rollfeld! Der Rückflug war für alle sehr entspannend – und dieses Mal hatte es die Lufthansa sogar geschafft, Kaffee an Bord zu bringen… In Frankfurt angekommen erfolgte recht zügig die Gepäckausgabe – aber stopp, fehlten da nicht Gepäckstücke? Etwas ratlos standen einige Sängerinnen und Sänger am Ausgabeband. Nach einiger Zeit entschloss man sich, am Service-Schalter nachzufragen und den Verlust zweier Koffer zu melden. Wie sich im Nachhinein herausstellte, waren diese irrtümlich in einer SAS-Maschine gelandet, die sich zwei Stunden später auf dem Weg nach Frankfurt befand. Nach einigem Überlegen entschlossen wir uns, nach Hause zu fahren, da die Lufthansa die Lieferung der fehlenden Gepäckstücke nach Hause zugesagt hatte. Gut gelaunt, voller Eindrücke und schöner Erinnerungen traten wir nun mit Karl-Heinz und seinem Bus die Heimreise an - von Wachenbuchen über Steinau nach Schlüchtern und Elm.

 

Eine wunderschöne und erfolgreiche Chorreise war nun zu Ende … doch alle freuen sich auf unser Projekt-Abschlusskonzert mit Bildern und Erinnerungen am 12. Oktober 2019 ab 19 Uhr in der Reinhardskirche in Steinau.