5. Tag: 03. August 2019 – Kultur und Tradition, ein Stück schwedisches Lebensgefühl.

 

Sommer, Sonne, blauer Himmel und glitzerndes Wasser: Auch heute zeigte sich uns Stockholm von seiner Schokoladenseite. Der Chor hatte nun musikalisch einen freien Tag – dafür wurde es nach dem Frühstück kulturell sehr interessant. Mittlerweile bestand die Chor-Crew aus routinierten Bus- und Tunnelbana-Fahrerinnen und -fahrern, so dass das Organisationsteam eine neue Herausforderung suchte – und diese auch im Ausstieg am Bahnhof T-Centralen und der Fahrt mit der Tram (Spårvagn) fand:  Der Stockholmer Hauptbahnhof/T-Centralen ist der größte Bahnhof Schwedens. Eröffnet wurde er im Juli 1871. Heute besteht er aus mehreren ineinander verschachtelten Ebenen. Fernbahnhof; Pendeltåg- und Tunnelbana-Stationen sind miteinander verbunden. Die tiefsten Tunnelbana-Gleise befinden sich derzeit 40m unter der Erde und sind komplett verglast. Die Glastüren öffnen sich nur zum Ein- und Aussteigen. Eine weitere Tunnelbana-Strecke befindet sich im Bau und führt später einmal unter dem Mälarsee durch in die westlichen Vororte im Großraum Stockholm – eine riesengroße Baustelle! Besonders beeindruckend ist auch die künstlerische Ausgestaltung der Tunnelbana-Stationen im Streckennetz Stockholms, so auch T-Centralen. Sie gelten als eine der größten öffentlichen Kunstausstellungen weltweit. T-Centralen ist der Verkehrsknotenpunkt Stockholms und wird täglich von bis zu einer halben Millionen Menschen besucht. Erschwerend kam an diesem Tag hinzu, dass am Nachmittag ab 13 Uhr die Pride Parade durch Stockholm starten sollte – kurz: die Stadt war vollgestopft mit Menschen!

 

Wir schafften es, ohne Verluste durch das Gewirr von Bahnsteigen, Menschen und Hinweisschildern unseren Weg zur Tram in Richtung Djurgården zu finden. Mit Mühe gelang es auch fast allen, in einer Tram Platz zu finden. Nur eine der Organisatorinnen musste auf den folgenden Entlastungsbus warten. Ein kulturhistorisches Highlight Stockholms wartete nun auf die Sängerinnen und Sänger: der Besuch des Vasa-Museums: Die Vasa – ein 3-Mast-Segelschiff der Kriegsmarine König Gustav Adolfs – sollte eigentlich das prächtigste und größte Schiff seiner Zeit sein, aber das Schicksal wollte es anders. Sie sank, kurz nachdem sich das Schiff 1628 auf seine Jungfernfahrt begeben hatte im Hafenbecken Stockholms. Wie sich später herausstellte, waren die statischen Berechnungen zur Traglast des Schiffes nicht korrekt. Die Vasa hatte für ihre Höhe viel zu wenig Balast geladen, so dass sie unweigerlich bei bereits kleinstem Windaufkommen kränken und sinken musste. 333 Jahre später wurde sie vom Grund des „Strömmen“ geborgen. Lange Zeit lag sie noch weiter im Salzwasser des Hafenbeckens und Wissenschaftler stellten zahlreiche Überlegungen an, wie das Schiff am besten für die Nachwelt zu konservieren sei. Beim ersten Besuch des Chores „Vorwärts“ vor 30 Jahren konnte man die „Vasa“ noch im Hafenbecken liegen sehen. Kurze Zeit später begann man mit dem Bau des Museums um das Schiff herum sowie mit noch heute andauernden wissenschaftlichen Untersuchungen und Projekten zur Haltbarkeit der Eichenbalken. Heute ist es das weltweit einzige erhalten gebliebene Schiff aus dem 17. Jahrhundert. Geschmückt mit mehr als 700 geschnitzten Skulpturen ist die Vasa außerdem ein einzigartiger Kunstschatz. Nicht nur Schiffahrts- und Marinebegeisterte zeigen sich fasziniert von diesem einzigarten Kulturgut – auch die Chor-Crew war mächtig beeindruckt!

 

Unser Weg führte anschließend in das nicht weniger bekannte „Skansen“, das älteste Freilichtmuseum der Welt. Der Besucher macht auf seinem Rundgang eine Reise durch die verschiedenen Landschaften Schwedens. Hier begegnen sich Vergangenheit und Gegenwart, leben schwedische Traditionen und Handwerkskünste weiter. Skansen ist das einzige Freilichtmuseum, in dem Wildtiere leben – Tiere des Nordens (u.a. Elche, Rentiere, Braunbären, Robben), exotische Tiere, heimische Landrassen und Streicheltiere. Außerdem befindet sich ein Aquarium und das „Baltic Sea Science Center“ auf dem Gelände. In Skansen konnte jede/r nach seinen Wünschen durch die Gärten spazieren, Tiere beobachten, verschiedene Landschaften und Gebäude entdecken (Buchdruckerei, Bäckerei, Herrenhäuser und Gutshöfe) kulinarische Köstlichkeiten wie Canelbullar, Waffeln mit Grädde und Sylt, Köttbullar oder Smörgåsor mit Salat genießen, an Tagesaktivitäten wie Töpfern oder Holzschnitzen teilnehmen und Traditionelle Volkstänze bestaunen. Der weitere Nachmittag und der Abend standen allen zur freien Verfügung, so dass man noch einmal nach Herzenslust shoppen und durch die Altstadt bummeln konnte.

 

P.S.: Das Organisationsteam fand einmal mehr Gefallen an den Musikkneipen der Stadt und somit als Letzte den (Fußweg) zurück ins Hotel. In der Meinung, alle anderen seien schon zu Bett gegangen, traf man fröhlich lachend und singend gegen halb 1 im Hotel ein. Doch wer hätte es gedacht? Auch Vorwärts-Sänger_innen und Musiker können es lange aushalten… J