4. Tag: 02. August 2019 – Ein wahrhaft königlicher Tag!

 

Der Morgen begann erneut mit einem strahlend blauen Himmel, Sonne und dem reichhaltigen Frühstücksbuffet im Hotel. In zwei Gruppen – einer Lauf- und einer Bus-Fahrgruppe – ging es für die Chorsängerinnen und Chorsänger erneut mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stockholmer Innenstadt zum Königlichen Schloss. Erbaut zwischen 1690 und 1750 zählt das Kungliga Slottet zu den bedeutendsten Barockbauten Skandinaviens. Zentrum bildet ein quadratischer Schlosshof. Das Schloss steht auf den Fundamenten einer älteren Burg, die unter Gustav Vasa im 16. Jahrhundert ausgebaut und vom schwedischen Reichssymbol „Tre kronor“ (drei Kronen), gekrönt wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Schloss mehrfach umgebaut und änderte häufig die Farbe. Derzeit wird es aufwändig restauriert und u.a. die Fassade komplett erneuert. Der Abschluss der Restaurationsarbeiten ist für 2036 vorgesehen. Heute dient es als Residenzschloss des schwedischen Königs. Wohnort der Königsfamilie ist seit 1982 der ehemalige Sommersitz Schloss Drottningholm, an den Ufern des Mälarsees gelegen.

 

Im Königlichen Schloss machte sich die Gruppe auf zu einem Besichtigungsrundgang, während dem es den Reichstagssaal mit Königsthron, Orden und prachtvolle Gewänder, Arbeitszimmer des Königs, Spiegelsaal, Bibliothek und vieles mehr zu bestaunen gab. Unsere Chorleiterin ließ es sich nicht nehmen und begutachtete in der königlichen Schatzkammer Königskronen und Reichsinsignien. Punkt 12.15 Uhr ertönte Marschmusik über den Schlossplatz und die Garde des Königs marschierte zum täglichen Wachwechsel-Zeremoniell auf. Anschließend blieb für alle noch genug Zeit, bei wahrhaft königlichem Wetter durch die Gassen der Altstadt zu ziehen und in den Läden nach Herzenslust zu stöbern. Das Organisationsteam machte sich unterdessen auf den Weg zur Deutschen Kirche, um die Mitgestaltung des Sonntagsgottesdienstes mit dem Kantor Michael Dierks sowie der Küsterin Birgit Heinz näher abzusprechen. Da Michael Dierks gerade eine Probe hatte, kamen die Damen des Orga-Teams noch in den Genuss eines Mini-Orgel-Konzertes – sehr schön! Im Kyrkogården ließ man sich anschließend noch Waffeln mit Sahne und Drottningsylt („Königinnenmarmelade“ – Erdbeere mit Blaubeere) sowie Kaffee schmecken, bevor die Uhr dazu aufforderte, ins Hotel zurückzufahren. Dort stand die nächste Probeneinheit in Vorbereitung auf das abendliche Konzert auf dem Plan. Es wurde – wie erwartet – einmal mehr anstrengend und die Chor-Crew kam ganz schön ins Schwitzen: Unsere Chorleiterin forderte höchste Konzentration und Genauigkeit in der Intonation. Und wenn dies nicht genau passte, dann wurde das Ganze noch einmal von vorne gesungen … Bis endlich ein erlösendes „Ja, das ist vielversprechend!“ zu hören war. Die Zeit verging wie im Flug und alle mussten sich in Windeseile umziehen. Vor dem Hotel wartete bereits der Charterbus, der alle Sängerinnen und Sänger zur Huddinge Kyrka bringen sollte. Dort wurden wir erneut sehr herzlich von Tove Åhrman und ihrer Kollegin Elisabeth, den beiden hauptamtlichen Kirchenmusikerinnen der Gemeinde begrüßt. Vor der Kirche machte ein eigens für den Chor entworfenes Plakat auf das abendliche Konzert aufmerksam: „Körbesök från Tyskland“ prangte in großen Lettern auf der Ankündigung. Dies freute alle sichtlich, machte aber auch klar: Hier war heute musikalische Höchstleistung gefordert, befinden sich doch an dieser Gemeinde selbst neun verschiedene Chöre!

 

Die folgende Probe war herausfordernd und es dauerte eine Weile, bis jede/r seinen/ihren Platz gefunden hatte. Eine Chorsängerin musste aus gesundheitlichen Gründen leider aussteigen und die Anspannung innerhalb des Chores wuchs zusehends. Alle mussten sich auf den Raum und eine auch hier hervorragende Akustik einstellen. Andrei, unser Pianist, wechselte mit dem Flügel die Seite und spielte nun schräg vor dem Sopran – alles „Kleinigkeiten“, in die man sich erst einmal hineinhören musste.

 

Aber, wenn die Generalprobe nicht so besonders ist, dann wird es später beim Auftritt gut. Diese „alte“ Chorweisheit bestätigte sich auch heute: Das Konzert war musikalisch sehr anspruchsvoll, von den Sängerinnen und Sängern sehr gut dargeboten und für den Chor ein voller Erfolg. Es fand sich ein bunt gemischtes Publikum ein, u.a. eine Dame, die den Chor bereits in der Botkyrka-Kirche gehört hatte. Sie war eigens mit dem Taxi angereist, um ihn noch einmal zu erleben. Auch eine junge Frau, die wir zu Beginn der Reise am Flughafen in Arlanda getroffen hatten, war zum Zuhören gekommen. Und natürlich Erika Jonsson – unsere „Chormutti“ in Begleitung ihres ältestes Sohnes Markus und ihrer Freundin Christina.

 

Das Konzertprogramm des Abends umfasste sowohl geistliches als auch weltliches Liedgut. Moderiert wurde das Konzert von Silke Wagner in schwedischer Sprache. Den Anfang machte auch hier das Stück „Herren är min herde“ mit einer Musik von Bob Chilcott. Seine Art, Musik zu arrangieren folgt keinem kontinuierlichen Metrum. Häufige Taktwechsel und dynamische Veränderungen schaffen eine sphärisch-fließende Musik, die auf imponierende Art und Weise den Inhalt des Psalmes 23 zum Ausdruck bringt. Dem Chor gelang es, dieses Stück sehr eindrucksvoll darzubieten. So mancher Zuhörer sagte im Anschluss, er hätte Gänsehaut bekommen. Es folgte ein deutsches Stück mit einer Musik des Komponisten Max Reger: „Der Mond ist aufgegangen“, nach dem Gedicht „Abendlied“ von Matthias Claudius. Den Abschluss dieses ersten Konzertteiles bildete „Shure on this shining night“, ein modernes Chorstück des amerikanischen Komponisten Morten Lauridsen. Seine Musik ist bekannt für einen anspruchsvollen Chorsatz mit einem sehr speziellen, mystischen Charakter. Auch dieses Stück trug der Chor gekonnt, intonatorisch genau und ausdrucksstark vor.

 

Nach einer kurzen Vorstellung des Chores sowie des diesjährigen Projektes folgten drei deutsche Hits, zwei Stücke von Udo Jürgens – „Ich war noch niemals in New York“ und „Immer wieder geht die Sonne auf“ sowie der Sommersong der Gruppe Wind „Lass‘ die Sonne in dein Herz“. Damit alle Zuhörer, den Inhalten gut folgen konnten, gab es auf der Rückseite des Programmes eine kurze Übersetzung der wichtigsten Textzeilen. Für den Chor bedeutete dies ein Umschalten in der Ausdrucksweise, von sphärisch-mystischer Musik hin zu moderner Popmusik, expressiv und emotionsgeladen. So sang die Chor-Crew voller Tatendrang auch letztlich „Ich war noch niemals in Stockholm…“ und verdeutlichte: „Lass die Sonne in dein Herz. Schick die Sehnsucht himmelwärts. Gib dem Traum ein bisschen Freiheit, lass die Sonne in dein Herz!“  Diesen drei deutschen Hits schloss sich ein Schlager des österreichischen Sängers und Schauspielers Peter Alexander an: „Die kleine Kneipe“ aus dem Jahre 1979 spiegelt den Geist seiner Zeit wider. Danach unternahm der Chor eine Reise nach „Africa“. Eine besondere Herausforderung stellte dieses Stück für den Sopran dar, da die Melodiestimme ausschließlich von den Männern gesungen wird. Die Popgruppe Toto hatte mit diesem Song im Jahr 2011 einen Welthit. Auch die Sängerinnen und Sänger wussten heute hiermit zu gefallen, was das Publikum mit großem Beifall honorierte.

 

Der letzte Konzertteil wurde bestimmt durch drei weltbekannte Musicalhits: „Memory“ aus dem Musical „Cats“ von Andrew Lloyd Webber erzählt von Grizabella, der ehemaligen Glamour-Katze, die einen nostalgischen Rückblick auf ihr Leben gibt und ihrem Wunsch Ausdruck verleiht, ein neues Leben zu beginnen. Mit „Can you feel the love tonight“ aus dem Musical „The lion king“ von Tim Rice und Elton John folgte ein erneuter Abstecher in die afrikanische Savanne. Den krönenden Abschluss des Konzertes bildete – wie könnte es in Schweden anders sein – die weltbekannte Musicalkomposition von Benny Anderson und Björn Ulvaeus: „Mamma mia! Music from the movie soundtrack“. Dem Chor gelang es, dieses Medley mit den Hits der Gruppe ABBA (I have a dream, Mamma mia, S.O.S, Take a chance on me, Thank you fort he music, Dancing queen) auf geradezu königliche Weise darzubieten. Auch heute durften wir nicht ohne Zugabe gehen – „We are marching in the light of god“ singend und durch das rhythmische Klatschen des Publikums begleitet beschlossen wir ein sehr erfolgreiches Konzert.

 

Tove und Elisabeth folgten gerne unserer Einladung zum gemeinsamen Abschlussessen im Restaurant des Hotels. Und hier wurde es noch einmal königlich: die Speisekarte ließ keine Wünsche übrig – vom reichhaltig garnierten Garnelensandwich, Hühnchensalat, in Apfelwein geschmortem Lachs über Schweinelende „Pata Negra“, Veganem Burger und Doppeltem Burger bis hin zu Vegetarischer Lasagne und Dry Aged Steak – die Küche übertraf sich selbst! Alles schmeckte super lecker und der Chor entschloss sich zu einem spontanen „Küchencrew-Dankeschön-Flashmob“. Unter großer Begeisterung und Freude erklang ein weiteres Mal „Siyahamba“, was von den vier Küchenmitgliedern erfreut filmend festgehalten wurde. Auch im Hotel haben wir nachhaltig Eindruck hinterlassen J.

 

Nach über 12 Stunden auf den Beinen, vielen neuen Eindrücken und großer Anstrengungen fielen die Chormitglieder anschließend in ihren wohlverdienten Schlaf. Ein wahrhaft königlicher Tag ging sehr erfolgreich zu Ende!